-  Main Echo

Kunst kennt keine Behinderung

Ausstellungseröffnung Alzenauer Verein "unBehindert miteinander Leben" zeigt sehenswerte Arbeiten im Rathaus

Alzenau Eine höchst sehenswerte Ausstellung unter dem Titel "Shalom-gemeinsam gehen" ist am Freitagnachmittag im Foyer des Alzenauer Rathauses eröffnet worden. Eingeladen hatte die Stadt gemeinsam mit dem Alzenauer Verein
"unBehindert miteinander leben", der sein zehnjähriges Bestehen feiert. In die Ausstellung "Shalom - gemeinsam gehen" führte (von links) das Ehepaar Wolfhard und Maria Preuß aus Würzburg mit erklärenden Worten ein. Grußworte sprachen Brigitte Grebner, Vorsitzende des Vereins "unBehindert miteinander leben", der zum 10-jährigen Bestehen gemeinsam mit der Stadt eingeladen hatte, sowie der dritte Bürgermeister Ralph Ritter. Doris Huhn. 

Die Wanderausstellung von Künstlern mit Behinderung aus Israel und Franken steht unter der Schirmherrschaft von Yoram Ben Zeev, Botschafter des Staates Israel, und Dr. Günter Beckstein, dem ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten. 60 ganz unterschiedliche Werke sind in Alzenau zu sehen.

Koordinator Wolfhard Preuß aus Würzburg, der gemeinsam mit seiner Frau Maria einführende Worte sprach, hatte den Schwerpunkt auf Künstler aus der Region Untermain/Lohr gesetzt. Die Ausstellung, die Ende vergangenen Jahres in Würzburg erstmals präsentiert wurde, wird noch in Frankfurt, im Landkreis Würzburg und, voraussichtlich im Februar, wie Preuß mit großer Freude verkündete, auch in Israel gezeigt.

"Wir machen mit dieser Ausstellung sichtbar, dass Menschen mit Behinderung über eigenes Können verfügen und Kunst keine Behinderung und keine Grenzen kennt", so der Koordinator. AKIM Israel, der israelische Partner, der mit der deutschen Lebenshilfe vergleichbar ist, schreibt von "einer Kunstausstellung von besonderen Persönlich-keiten". Jeder habe seine eigene Kunstsprache, ob er malt, zeichnet, als Bildhauer tätig ist, fotografiert oder collagiert. Preuß stellte einige Geschichten hinter den ausgestellten Werken, die oft in der Therapie entstanden sind, vor, gab den behinderten Künstlern, für die Kunst Lebensbewältigung geworden ist, ein Gesicht.

Da sind die fröhlichen Holzcollagen von Petra Kolb aus Partenstein, deren "Spiegel der Fantasie" ein echter Hingucker ist. "Kugelsicher" nennt Peter "Lucky" Kraft aus Aschaffenburg seine Kugelschreibercollage, mit der er seine Liebe zum Schreiben zum Ausdruck bringt. Gleich am Eingang lässt der deutliche Unterschied in der immer undeutlicher werdenden Handschrift der an Multiple Sklerose erkrankten Architektin Angelika Kleinfeld aus Würzburg erahnen, wie die Krankheit in zehn Jahren vorangeschritten ist. Wunderschön und fotografisch genau beeindruckt das Spessartbild "Weg zum Rexroth-Schlösschen" von Matthias Barthel aus Lohr.

"Lassen Sie sich einfangen, inspirieren und bereichern von Bildern, die ein Ziel haben: Frieden - Shalom Ihnen nahe zu bringen, Ihnen zu zeigen, dass auch ein Leben mit Behinderung Lebensqualität bedeutet", schloss Wolfhard Preuß seine Eröffnungsrede.

"Die Ausstellung verdient Respekt und hohe Anerkennung", sagte der dritte Bürgermeister, Ralph Ritter, in seinem Grußwort. Brigitte Grebner, Vorsitzende des Vereins "unBehindert miteinander leben", wünschte sich, dass "es in Alzenau durch diese Ausstellung gelingt, das eine oder andere Vorurteil über Menschen mit Behinderung abzu-bauen". Weiter sagte sie in ihrer engagierten Rede: "Ich erwarte, dass es in unserer Gesellschaft möglich wird, die Menschen mit Behinderung nicht am Rande stehen zu lassen, sondern dass sie Chancen erhalten, mit ihren Talenten
und Fähigkeiten in Beruf und Gesellschaft - nicht nur bei feierlichen Anlässen und öffentlichen Reden, Anerkennung und Zustimmung zu finden." Doris Huhn

Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Alzenauer Rathauses im Foyer zu sehen.
Weitere Informationen unter www.shalom-gemeinsam-gehen.de.
Eines der auffallenden Objekte bei der Ausstellung behinderter Künstler ist der im Vordergrund zu sehende "Spiegel der Phantasie", eine Holzcollage mit Spiegel von Petra Kolb aus Partenstein. Doris Huhn

Chronik: 10 Jahre Integration

Vor zehn Jahren gründeten zwölf Familien mit Kindern mit Behinderung den Verein "unBehindert miteinander leben".

Geboren wurde die Idee im Wohnzimmer von Irene Treffert , damals dritte Bürgermeisterin und heute Schirmherrin des Vereins. Das Ziel Integration stand von Anfang an in allen Bereichen im Mittelpunkt. Die Alltagsarbeit besteht aus
integrativen Veranstaltungen wie Reiten, Workshops, Ausflügen und allem, was Spaß macht und Selbstvertrauen gibt, der Unterstützung von Eltern und Erziehern mit regelmäßigen Vorträgen, der Begleitung von Eltern bei Entschei-dungen, die sie für ihre Kinder treffen müssen, bei persönlichen Gesprächen wie zum Beispiel dem
Elternfrühstück. Viele Dinge konnten in den zehn Jahren verwirklicht werden. Sichtbares Zeichen ist der integrative Kindergarten , den der Verein mit Unterstützung aller politischen Parteien auf den Weg gebracht hat. Heute sind fast 90 Familien aus der Region Mitglied im Verein, der im Internet unter www.unbehindert-alzenau.de zu finden

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