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Die Bewegung und Wärme der Pferde
»Das ist Mäxchen. Der ist schon ein Pferde-Opa«, erklärt die 23-jährige Sarina. Die junge Frau macht bei den integrativen Reittagen des Vereins »unBehindert miteinander leben« auf dem Kerberhof mit. Das Pony ist ihr bestens bekannt. Mäxchen ist von Beginn des Projektes im Jahr 2000 an dabei. Mittlerweile ist das Tier zu alt, um die Kinder und Jugendlichen mit und ohne Behinderung zu tragen.
 

Gemeinsamer Ausritt: Stolz führt »Ritter Patrick« die bunte Gruppe auf dem Kerberhof an. Foto: Harald Schreiber
 
Seit der Gründung 1999 bietet der Verein wöchentliche Einzelreitstunden für Menschen mit Behinderung und ihre Geschwister an. Daraus entwickelt haben sich zusätzlich die integrativen Reittage in den Sommerferien auf dem Kerberhof zwischen Hörstein und Wasserlos. Sie sind fester Bestandteil im Veranstaltungskalender des Vereins geworden.

Die Mototherapeutinnen Heike Koch und Gabi Müller leiten den achttägigen Kurs, an dem ein Kind maximal fünf Tage, jeweils von 10 bis 15 Uhr, teilnehmen kann. Die Mototherapie dient der Behandlung von Auffälligkeiten, Entwicklungsverzögerungen und Störungen im Verhaltens- und Leistungsbereich. Es hilft, Wahrnehmung und Bewegung zu trainieren. Die Therapeutinnen sind mit den Beeinträchtigungen der meisten teilnehmenden Kinder schon seit Jahren vertraut. Auf die individuellen Stärken und Schwächen gehen sie gezielt ein: Sie wissen, wer unruhig ist und nicht warten kann, um endlich mit ihren Pferden Blacky, Sam, Sandy und Jeremy loszureiten.
Neben den therapeutischen Maßnahmen steht die soziale Integration bei den Reittagen im Vordergrund. Ziel sei es, »Gemeinschaft zu erleben«, sagt Vereinsvorsitzende Brigitte Grebner. Das Interesse für die Tiere verbinde die Kinder und Jugendlichen, es spiele keine Rolle, ob sie ein Handicap haben oder nicht. »Durch Reiten gelingt Inklusion am besten«, weiß Grebner.
Alle trauen sich aufs Pferd
Jeder der 25 Teilnehmer traut sich, auf den Pferden zu reiten. Außer den Therapeutinnen sind noch weitere Betreuerinnen dabei. Zwei der Helferinnen studieren Sonderpädagogik, andere gehen noch zur Schule.
Für Aktionen aller Art ist gesorgt: Jeder hat eine Beschäftigung. Man kann außer reiten auch spielen, basteln oder bei der Stallarbeit helfen. »Es macht den Kindern beispielsweise großen Spaß, die Pferde mit Fingerfarben zu bemalen«, erzählt Brigitte Grebner.
In einer Broschüre von »unBehindert miteinander leben« heißt es: »Die Bewegung und die Wärme des Pferdeleibs spricht wohltuend auf direktem Weg den Gefühlsbereich an und der Rhythmus überträgt sich auf den Reiter.« »Den Kindern wird ihre Unruhe genommen«, bestätigt Brigitte Grebner. Außerdem werde das Gleichgewichtsempfinden, die Konzentration und die Ausdauer der Kinder gefördert. Verkrampfungen seelischer sowie körperlicher Art könnten sich lösen, Ängste und Aggressionen würden abgebaut.
Als alle Pferde gesattelt sind, geht der rund einstündige Ausritt los. »Ho Ho!«, ruft Patrick, ein Junge, der sich gerne als Ritter verkleidet und in seinem Gewand prächtig aussieht.
Auch Opa Mäxchen darf mitlaufen - in aller Ruhe bildet er das Schlusslicht.
Eva Wenzel

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