-  Main Echo

Auch Kinder können schon Depressionen haben

Vortrag beim Verein »unBehindert miteinander leben« - Praktische Hilfe für Betroffene und deren Eltern

Alzenau. »Depressionen im Kinder- und Jugendalter« widmete sich ein Themenabend des Alzenauer Vereins »unBehindert miteinander leben«, zu dem am Montag zahlreiche Besucher in den Vortragsraum der Stadtbibliothek gekommen waren. Es referierte Dr. Bernhard Kunkel, Alzenauer Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Vorsitzende Brigitte Grebner erinnerte an die Zielsetzung des Vereins, Unterstützung zur Integration zu geben. Vortragsabende seien eine praktische Hilfe für Betroffene und deren Eltern.
Bis vor kurzem sei man davon ausgegangen, dass es Depressionen bei Kindern nicht geben könne, so Kunkel. Aktuelle Studien belegten jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit, in der Jugend an einer Depression zu erkranken, zwischen rund zehn und 19 Prozent liege. Von einer depressiven Störung, die behandelt werden müsse, könne bei einem Prozent der Kinder im Vorschulalter gesprochen werden, im Schulalter von zwei bis drei, im Jugendalter von drei bis fünf Prozent.

Änderung in der Pubertät
Tauchten bei Jungen und Mädchen im Kindes- und Grundschulalter noch keine gravierenden Unterschiede auf, so ändere sich das in der Pubertät. Mädchen seien dann doppelt so häufig betroffen. Auch die Reaktionen auf eine Depression seien unterschiedlich. Jungen reagierten häufiger mit aggressivem Verhalten als Mädchen, die sich eher zurückziehen und immer stiller werden würden. Die Ursachen für eine Depression seien nicht immer genetisch bedingt, sondern könnten auch der Ausfluss von Problemen sein wie dem Verlust eines Eltern- oder Geschwister-teils, Trennung der Eltern, Vernachlässigungen oder Misshandlungen.

Ess- und Schlafstörungen
Schulprobleme, Ängste, Unruhe, Traurigkeit, Beziehungskonflikte, Introvertiertheit, sowie Alkohol- und Drogen-konsum seien Signale für eine sich anbahnendeDepression. Diese könnten auch in Suizidgedanken oder Selbstverletzungen münden. Auch Ess- und Schlafstörungen in der Pubertät seien eine Form der Depression. Um den Depressionen zu begegnen, seien umsichtige Eltern gefragt, die kleine und große Leistungen der Kinder und Jugendlichen anerkennen und ausreichend loben würden. Dies stärke das Selbstbewusstsein und sei Grundvor-aussetzung für einegesunde Psyche. Alle Formen von Depressionen im Kindes- und Jugendalter bedürften einer
fachgerechten Psychotherapie. Eltern sollten sich bei Anzeichen von Depressionen der Hilfe von Fachleuten zu bedienen. Neben medikamentöser Therapie gebe es vielfältige Möglichkeiten, etwa Spiel- und Gesprächstherapie, Ergo-, Musik- und Mototherapie.

Frühzeitig erkennen
Auch Kinder und Jugendliche können depressiv sein, betonte Kunkel abschließend. Wichtig sei, eine Depression frühzeitig zu erkennen. Die Unterscheidung zwischen einer normalen Verstimmung und einer Krankheit müssten Fachleute treffen. Die Behandlung habe sehr gute Erfolgsaussichten.

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