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Die Sprachentwicklung aufmmerksam verfolgen

Logopäde Stephan Olbrich gibt Eltern Tipps

Alzenau. »Was tun bei Störungen der Sprachentwicklung eines Kindes?« war das Thema eines Vortrages, zu dem der Verein »unBehindert miteinander leben« in den Vortragsraum der Stadtbibliothek Alzenau eingeladen hatte.
Stephan Olbrich, Leiter des Alzenauer Logopädiezentrums, erklärte den Zuhörern diese faszinierende Erscheinung in der Entwicklung des Kindes und stellte sich den zahlreichen Fragen der Zuhörer. Aussprache, Lauterwerb, Wortschatz, Grammatik und das Sprachverständnis sind nach Darstellung des Referenten die zentralen Bausteine der Sprache. Sie beginne mit den vorsprachlichen Fähigkeiten, wie etwa dem reflexhaften Schreien und geht dann in die erste Lallphase über. Mit zehn bis zwölf Monaten verfügt das Kind über ein Namensverständnis. Bereits beim Erwerb der vorsprachlichen Fähigkeiten können Auffälligkeiten bemerkt werden, erklärte Olbrich. Störungen in der auditiven Wahrnehmung führen nach Einschätzung des Logopäden zu ausbleibenden Reaktionen und zunehmender
Verstummung des Babies.
Auch wenn das Kind keinen Blickkontakt aufnimmt und in seiner Entwicklung verzögert ist, führe dies zu Störungen im Spracherwerb. Ab 12 Monaten werden kleine Aufträge verstanden und das Kind spricht in der Regel erste Worte. Im zweiten Lebensjahr wird bereits ein passiver Wortschatz von 200 Wörtern entwickelt, es werden Zweiwort-äußerungen produziert und das Kind stellt die ersten Einwortfragen. An Auffälligkeiten in dieser Entwicklungsphase können bemerkt werden, dass die Sprache sich verschlechtert, das Kind aufhört zu sprechen oder überwiegend Gestik verwendet, um sich auszudrücken. Ab dem 24. Monat versteht das Kind längere Sätze, es sagt seinen Namen und spricht in zwei bis drei Wortsätzen. Im Verlauf des dritten Lebensjahres, so erklärte Olbrich, erweitere das Kind seinen Wortschatz auf etwa 450 Wörter und kann die Grundfarben zuordnen. Es entwickelt zunehmend eine korrekte Aussprache und versteht im Verlauf des vierten Lebensjahres einfache Geschichten, kann selbst in Sätzen
sprechen und Fragesätze bilden.
Der Referent wies darauf hin, dass im vierten Lebensjahr die Aussprache für Fremde verständlich sein sollte. Auch sollte man reagieren, wenn noch keine einfachen Sätze gebildet werden, wenig Tätigkeitswörter, Eigenschafts-wörter und Artikel benutzt werden und kein Plural gebildet wird. Im vierten Lebensjahr können sich auch Anzeichen für ein beginnendes Stottern bilden.

Zunächst zum Kinderarzt

Wenn der Verdacht besteht, dass die Sprachentwicklung des Kindes nicht altersgemäß verläuft, sollte der Kinderarzt aufgesucht werden. Oftmals reiche es aus, den Eltern Anregungen zu geben, wie sie ihr Kind zu Hause fördern können. Es wird in regelmäßigen Abständen kontrolliert, wie sich das Kind weiterentwickelt, und erst später wird über eine eventuell nötige logopädische Therapie entschieden.
Da kindliche Sprechstörungen, insbesondere Sprachentwicklungsstörungen vielfältige Ursachen haben können, werden auch andere Therapien, wie beispielsweise Ergotherapie, Heilpädagogik und Psychomotorik mit einbezogen, um Wahrnehmungsstörungen gezielt zu behandeln. Leider, so bedauerte auch der Referent, gäbe es zurzeit viel zu lange Wartezeiten für den Beginn einer Therapie. red

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