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Normal, anders zu sein

Zu Besuch bei Reittagen in Alzenau-Wasserlos 

Als Amina von den beiden Vereinsmitgliedern Gabi Müller und Heike Koch liebevoll auf das 40 Jahre alte Shetland-Pony Mäxi gesetzt wird, wirkt das zierliche Mädchen zunächst leicht unsicher. Keine Spur davon ist mehr zu merken, als Amina nach einer Runde mit Müller und Koch an ihrer Seite zurückkehrt. Vollkommen selbstbewusst und lässig sitzt sie im Sattel, entspannt wiegt sich ihr Oberkörper hin und her. »Das ist der tolle Effekt beim Reiten mit therapeutischem Ansatz«, erklärt Gabi Müller. »Die Kinder mit Behinderung finden hier ihre Mitte«. Die kleine Amina sitzt im Rollstuhl. Nicht trotzdem, sondern gerade deswegen nimmt sie an den »Integrativen Reittagen« des Alzenauer Vereins »Unbehindert miteinander leben« teil, die dieser seit seiner Gründung im Jahr 1999 auf der Reitanlage im Lu anbietet. Gabi Müller hat selbst eine behinderte Tochter, die mittlerweile 21 Jahre alt ist. Wegen der Erfolge, die sich bei ihr durch das Reiten zeigten, entstand auf Gabi Müllers Initiative hin das Angebot des integrativen Reitkurses bei »unbehindert miteinander leben«.

52 Kinder und Jugendliche dabei 

In diesem Jahr haben sich 52 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen drei und 15 Jahren für das Sommerferien-Angebot im August angemeldet. Viele kommen zum wiederholten Mal hierher. Zwischen einem und drei Tagen können die Kinder »buchen«.

»Die Mädchen und Jungen lieben die Reittage«, freut sich Gabi Müller. »Am liebsten würden sie hier noch übernachten.« Aus zwölf Kindern und neben Koch und Müller zusätzlichen vier jugendlichen Helfern vom Verein besteht die Gruppe am vergangenen Freitag. Vier Kinder sind körper- und mehrfach behindert und sitzen teilweise im Rollstuhl, zwei sind leichter behindert, sechs Mädchen und Jungen ohne Behinderung, darunter Geschwister von Kindern mit Behinderung, sind ebenfalls dabei. Das vollkommen unkomplizierte und selbstverständliche Miteinander zwischen Menschen mit und ohne Behinderung fällt hier sofort ins Auge. Hier ist es tatsächlich »normal, anders zu sein«, wie das Vereinsmotto heißt. Nicht nur für die teilnehmenden Kinder sind die Reittage eine Bereicherung, auch das Team profitiert davon: Strahlende Augen, ein Lachen oder einfach die Körpersprache verraten, wie gut das Zusammensein mit den Pferden tut. Die Pferde Sam, Paula, Blacky, Sandy und das Pony Mäxi sind im Einsatz, werden zunächst gestriegelt, dann gesattelt und schließlich geht es los vom Lu bis zum Judenfriedhof und wieder zurück. Mit dabei ist auch Gabis Hund Felix, der die zufrieden laufende und reitende Runde komplettiert. Die zwölfjährige Celine hat sich schon bei ihrer Ankunft dafür entschieden, dass sie auf Paula reiten will. Blöd nur, dass die Bremsen an diesem heißen Tag wie verrückt sind und ihr Pferd piesacken. Celine hat wie alle anderen Kinder einen Helm auf, wer keinen »richtigen« Reit-Helm hat, kann problemlos seinen Fahrradhelm aufsetzen.

Bilder zu den Reittagen finden Sie hier...

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